Pfarrer Josef Helm sprach bei der Kolpingsfamilie über ein „heißes Eisen“
Schierling. (rg) Viele Menschen, auch manche Christen, sind der Meinung, dass der Zölibat überholt sei. Sie finden, dass es den Amtsträgern zumindest frei gestellt werden solle, ob sie heiraten wollen oder nicht. Trotzdem beharrt die katholische Kirche bisher immer noch auf dem Pflichtzölibat. Die Schierlinger Kolpingsfamilie griff dieses „heiße Eisen“ und lud ein zu einem Vortrag zum Thema „Zölibat der katholischen Kirche“. Pfarrer Josef Helm spannte eine Bogen vom Alten über das neue Testament bis hin zur heutigen Zeit.
Ausgehend von den Propheten im Alten Testament, den Aposteln und Jüngern im Neuen Testament, den Amtsträgern im Mittelalter bis hin zum 20. Jahrhundert mit seinen Kriegern und Verfolgungen zeigte er auf , dass Kleriker, die nicht verheiratet sind, weniger angreifbar und von der Obrigkeit weniger erpressbar sind. Schon im römischen Reich gab es den Zölibat, damals unter dem Begriff „Reinheit“. Die Vestalinnen, die Priesterinnen der Göttin Vesta, waren hoch angesehen, aber zur Keuschheit verpflichtet. Eine unkeusche Vestalin wurde lebendig begraben. Die Bibel lässt darauf schließen, dass einige Propheten und Apostel verheiratet waren, aber zumindest Petrus war wohl schon Witwer, weil im Neuen Testament an einer Stelle die gerade von Jesus geheilte Schwiegermutter die Gäste bewirtete. Eine Ehefrau wird da nicht erwähnt. Im mittelalterlichen Lehnswesen wurden zölibatäre Bischöfe bevorzugt, weil diese keine Erben hatten und nach deren Tod der Grund wieder an den adeligen Lehnsherrn zurück fiel. Dieser konnte ihn dann neu vergeben. Die Bischöfe oder Priester bewirtschafteten diesen Lehnsgrund oder verpachteten ihn. Von diesem Einkommen lebten sie. Im Dritten Reich konnten die katholischen Priester für ihren Glauben einstehen, weil sie nicht um ihre Familie fürchten mussten.
„Ehelose Kleriker leben nur für die Verkündigung des Evangeliums und ihre Gemeinde. Allerdings kann man sich auch als Pfarrer ein bequemes Leben machen, wenn man will. Es liegt schon an der Person selber und man muss einen guten Mittelweg finden“, so Pfarrer Helm. Der Zölibat sei ein Protest gegen den Glücksbetrugsversuch der Konsumgesellschaft: „Der Konsum will den Menschen sündhaft auf Verbraucherniveau reduzieren und eine Glücksillusion erzeugen. Aber: Der Mensch ist nicht alles, weil es auch noch Gott gibt. Und die Welt ist nicht alles, weil es noch die Ewigkeit gibt.“ Josef Helm ist sich sicher: „Zölibat heißt bewusst leben. Zölibat hält den glauben wach. Zölibat ist ein Stück gelebte Solidarität mit den Benachteiligten dieser Erde. Aber Zölibat ohne Gott ist eine Sackgasse.“
Der Zölibat sei auch der Verzicht auf das dauernde Gegenüber eines Menschen. „Ohne Gegenüber geht es aber auch bei einem Pfarrer nicht. Mein Gegenüber ist meine Gemeinde“, erklärte der Priester. Auch zitierte er einen Spruch, den er einmal gehört hatte: „Ein Pfarrer verzichtet auf 1000 Frauen, ein Verheirateter auf 999.“ Der Zölibat lasse den Glauben wachsen und gebe die Freiheit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, auf Gott und auf die Gemeinde.
Nach dem Vortrag bedankte sich Sebastian Feigl, zweiter Vorstand der Kolpingsfamilie, bei Pfarrer Josef Helm für die interessanten und aufschlussreichen Ausführungen. Die Kolpingsfamilie probt auch schon fleißig für ihre diesjährigen Theateraufführungen, mit dem Titel „Die falsche Braut“. Die Vorstellungen sind am 21., 22., 28. und 29. November im katholischen Pfarrheim. Karten gibt’s bei Augenoptiker-Uhren-Schmuck Inkoferer.