Gibt es hier brave Kinder?
von Kathrin Schiller
Der Schierlinger Josef Diermeier ist seit 17 Jahren als Nikolaus unterwegs
Heute Abend verwandelt sich Josef Diermeier wieder in den Bischof Nikolaus. Die Frauen um Martina Pautz von der Kolpingsfamilie Schierling statten ihn dann, wie jedes Jahr, im Pfarrheim mit weißem Rauschebart, einem roten Talar und einem goldenen Stab aus. Am Schluss drückt Pautz Diermeier noch das große, goldene Buch in die Hand. Dann startet die Reise für Diermeier und seine Nikolauskollegen – doch halt, die Nikoläuse sind bei ihrer Mission nicht allein. Die Krampi mit ihren pechschwarz geschminkten Gesicherten fehlen noch.
Seit rund 17 Jahren ist der 46-jährige Diermeier in Schierling als Nikolaus unterwegs. Inzwischen begleitet ihn sein 18-jähriger Sohn als Krampus. Vielleicht steht diesem auch noch eine Karriere als NIkoaus bevor. “Denn die, die als Krampi unterwegs sind, werden später oft Nikoläuse”, erzählt Pautz, die die Nikolausaktion seit 18 Jahren organisiert.
Bei Diermeier sen. war das anders, er ist vor 17 Jahren spontan für seinen Bruder eingesprungen, der abeitstechnisch verhindert war. Seitdem ist er mit Leib und Seele Bischof Nikolaus. “Das ist einfach schön, wenn man da reingeht, und die Augen der Kinder werden ganz groß”, beschreibt Diermeier seine Motivation für den ehrenamtlichen Job zur Weihnachtszeit. “Man sieht die Freude der Kinder und erinnert sich, wie man sich selber als Kind auch gefreut hat.” Diese Tradition wolle er auftrechterhalten.
In den weihnachtlichen Stuben unterhalte er sich dann mit den Kindern über ihre guten und auch schlechten Taten. “Manche trauen sich aber auch gar nicht her und Grüß Gott sagen”, erzählt Diermeier. Da müsse der Krampus dann auch schon mal vor der Tür warten, denn vor diesem haben die Kleinen besonders viel Respekt. Dabei ist die Angst unbegründet, denn zum Schluss sage der Nikolaus immer etwas Positives, verrät Diermeier, schließlich könne er sonst seine Geschenke nicht mit gutem Gewissen hier lassen.
Ein Erlebnis bei einer finanziell weniger gut gestellten Familie ist Diermeier besonders in Erinnerung geblieben. Die Eltern haben dem Nikoaus vor der Tür keine Geschenke für ihre Kinder gegeben. Da haben Diermeier und sein Krampus spontan ihren eigenen Nikolaus-Proviant aus dem Sack ausgeschüttet. “Das war nicht viel, aber die Kinder haben sich so sehr über die Kleinigkeiten gefreut”, erinnert er sich. Das habe ihn gerührt, denn oftmals würden die Kinder so viele Geschenke bekommen, dass der Krampus sie gar nicht mehr alle tragen könne.
Nachdem auch das letzte Kind besucht wurde, ist die weihnachtliche Mission für Diermeier aber noch nicht vorbei. Sein Nikolauskostüm nimmt er mit nach Hause, denn am nächsten Tag spielt er noch einmal den Nikolaus für die ersten und zweiten Klassen der Grundschule Schierling. Dafür nimmt er sich extra frei, Diermeier ist eben Nikolaus aus Leidenschaft.